20.12.05

9. Mit Assistentin im Spital

Vor ein paar Tagen musste ich für eine Nacht zu einer Untersuchung ins Spital.

Wenn ich das Wort Spital nur höre kriege ich einen Schrecken, denn wenn ich ins Spital eintreten muss, fühle ich mich noch mehr behindert als sonst. Ich befinde mich in einer fremden Umgebung, schlafe in einem fremden Bett und fühle mich auch sonst sehr unsicher.

Gott sei dank musste ich erst um 20.00 eintreten. Eigentlich hatte ich vor mit meiner Assistentin vorher noch gemütlich zu essen, aber als es dann endlich so weit war, dieser Tag schien nie zu ende zu gehen, hatte ich keinen Appetit mehr. So beschloss ich, bis kurz vorher zu arbeiten. Meine Assistentin kam dann um 19.30 Uhr ins Büro und wir fuhren zusammen mit dem Taxi ins Spital. Ich drohte ihr schon, gleich wieder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mit ihr zusammen zurück zu fahren. Ich hatte nur noch Angst. Kurze Zeit später waren wir dann in meinem Zimmer angelangt. Ich weiss nicht mehr, ob ich meine Assistentin dem Pflegepersonal als solche vorgestellt habe. Aber für mich zählte in diesem Augenblick nur, dass sie da war. Sie half mir dann wenig später ins Bett und da wir schon ein eingespieltes Team sind, brauchte ich nicht viel Anweisung zu geben. Aber wir hatten die Rechnung ohne das Spitalbett gemacht, nämlich gerade als ich meinen Oberkörper darauf legen wollte bewegte sich das Bett ganz heftig, so dass meine Bettnachbarin erschreckt angelaufen kam und uns versuchte zu helfen. Aber das Bett liess sich nicht bändigen, es musste sich erst jemand darauf setzten bis es still stand. Danach kam ich einigermassen glimpflich ins Bett. Meine Assistentin setzte sich dann an mein Bett und wir sprachen über dies und das. Sie gab mir auch etwas zu trinken und rückte mich mehrmals ein bisschen zurecht im Bett. Langsam wurde ich ruhiger und ich vergass sogar wo ich war.

Wenig später kam ein Techniker mit der Apparatur ins Zimmer, an welche ich angeschlossen werden sollte für die Untersuchung. Meine Assistentin half auch noch beim verkabeln, das heisst, sie half mir beim aufsitzen und stabilisierte mich. Ich war sehr froh, dass sie da war. Denn mit ihr sind solche „Unternehmungen“ wesentlich angenehmer als mit fremden Personen. Danach verabschiedeten wir uns von einander und ich hoffte sie am nächsten Tag wiederzusehen.

Ich bin eine Verfechterin von Persönlicher Assistenz auch im Spital. Denn wenn ich ins Spital muss bin ich nicht nur krank, sondern auch behindert. Meine Erfahrung zeigt, dass das Pflegepersonal meistens sehr grosse Schwierigkeiten hat mit einer Behinderung umzugehen.

Ich denke, dass es in einer solchen Situation besser ist meine Assistentin dabei zu haben, denn sie ist ja von mir ausgebildet worden und kennt meine Einschränkungen. Aber schliesslich wird es eine politische Frage sein ob man seine Assistenz mit ins Spital nehmen kann und ob man auch während dieser Zeit auch das Geld dafür bekommt. In meinen Augen wäre dies absolut nötig.

09.12.05

8. Lustige Assistenz?!

Wie Sie, liebe Blog Leser vielleicht wissen, habe ich einen Elektrorollstuhl. Nun, ist mir folgendes damit passiert.

Vor einigen Tagen ging ich damit nach draussen. Ich war auf dem Weg zu meiner Arbeit. Ich brauche nur etwa drei Minuten dafür. Es regnete leicht und ich dachte für die paar Tropfen mache ich jetzt keinen Regenschirm auf. Ich weiss, dass mein Steuerpult am Rollstuhl sozusagen keine Nässe verträgt. Aber ich dachte für die paar Tropfen und diese kurze Strecke

wird wohl nicht passieren, dachte ich…...

Mein Arbeitstag verlief dann ohne technische Zwischenfälle. Nach der Arbeit dann, fuhr ich in die Stadt. Plötzlich in einem Laden fing der Rollstuhl an zu hupen. Zuerst dachte ich, ich sei an den Knopf für die Hupe gekommen. So schaltete ich den Rollstuhl ab. Als ich ihn wieder anstellte, hupte er fröhlich weiter. Am liebsten wäre ich im Erdboden verschwunden, aber es half nichts, ich musste meinen Einkauf fertig erledigen. Das Gehupe schien immer lauter zu werden, mein Kopf wurde immer röter und röter. Zwischendurch konnte ich ihn für ein paar Sekunden abstellen. Welch eine Wohltat. Draussen auf der Strasse, er hupte noch immer was den sonst, fiel es Gott sei dank nicht mehr so auf. Die Umgebungsgeräusche waren so laut, dass mein Rollstuhlgehupe fast unter ging. Zuhause überlegte ich mir dann wie es mit dem Aufladen vom Rollstuhl aussieht. Abgestellt war er mucksmäuschenstill, was ja auch normal ist. So sage ich meiner Assistentin, sie solle bitte das Kabel zum Aufladen mit Strom vorne ins Steuerpult stecken. Sie dürfen drei Mal raten was dann passierte: Er hupte wieder.

An ein Aufladen in der Nacht wie sonst üblich, war nicht zu denken. Ich wollte nicht riskieren, dass meine Nachbarn vor der Türe standen, oder gar die Polizei. Zur Sicherheit schickte ich um sicher zu gehen, noch meine Assistentin vor die Türe um zu horchen. Sie hörte das Gehupe natürlich. So blieb mir nichts anders übrig, gleich noch etwas zu laden. So hängte ich dann den Rollstuhl in dieser Nacht nicht an den Strom.

Am nächsten Tag hoffte ich dann auf einen „stillen“ Rollstuhl, aber er hupte immer noch. Man soll ja auch nicht bei der Technik die Hoffnung aufgeben. So fuhr ich eben hupenderweise ins Büro. Die erste Frage meiner Assistentin war dann wenig später: „Hupt er noch?“

So rief ich dann meinen Techniker an. Der Mann meinte dann, man müsse eine Platte am Steuerpult auswechseln oder ich könne mit föhnen probieren. An einem so alten „Göpel“so eine Reparatur durchzuführen lohne sich nicht mehr, sagte ich . Der Techniker meinte dann noch, er könne keine Garantie übernehmen, dass es funktioniere. So ging ich mit meiner Assistentin wieder nach Hause und föhnte dann etwa 20 Minuten mein Steuerpult. Wir lachten uns halb kaputt und ich dachte: „ wenn es nur hilft!“ Und seitdem herrscht Ruhe bei meinem Rollstuhl. Dem Föhn sei Dank und meiner Assistentin auch!

06.12.05

7. Geburtstag feiern mit Assistenz

Schon lange habe ich mir gewünscht wieder einmal feierlich essen zu gehen. So richtete ich es mir an meinem Geburtstag so ein, dass ich mit meiner Assistentin in den Ausgang ging. Natürlich fing dies lange vorher an. Nämlich mit der Bitte an meine Assistentin dass sie sich festlich anziehen soll für diesen Abend . Ich frage sie auch ob sie mich schminken könne. Kein Problem meinte sie.

Am Rande sei erwähnt, dass ich mich nicht so wohl fühle mit meinem immer behinderter werdenden Körper. Aber ich habe einen Trick um mich besser zu fühlen indem mich schön anziehe und manchmal schminke. Dies hilft auch meinem Selbstbewusstsein auf die „Beine“.

Wenig später machten wir uns auf den langen Weg zum Restaurant. Meine arme Assistentin lief etwa ¾ Stunden neben meinem Elektrorollstuhl her. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie das mitmacht. Ich finde das nicht selbstverständllich. Sie hilft mir Transportkosten zu sparen. Zudem ist es lustiger, zu zweit irgendwo hinzugehen, als alleine. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt und ärgern uns gemeinsam, wenn ich irgendwo mit meinem Elektrorollstuhl nicht durchkomme, weil irgendein blöder Automoblist sein „Göpel“ auf dem Trottoir parkiert und ich einen Umweg fahren, oder gar das Trottoir verlassen muss.

Eigentlich wollte ich zuerst in die Bar gehen. Aber ich hatte keinen Platz mehr. So tranken wir unseren Apéro eben am Tisch im Restaurant. So bestellten wir zwei Mal das gleiche Fleisch und verschiedene Beilagen, zubereitet genau nach unseren individuellen Wünschen.

Wenn ich mit meiner Assistentin essen gehe, bin ich ganz erleichtert, denn sie füttert mich. So habe ich für andere Dinge Zeit. Wie zum Beispiel: mich im Restaurant umzusehen, Leute heimlich beobachten mit meiner Assistentin reden. Nur eines muss ich nicht „selber essen“.

Bevor ich eine Assistentin hatte, ging ich nur noch selten in ein Restaurant essen. Ich schäme mich sehr in der Öffentlichkeit zu essen, es sieht so „gruusig“ aus. Ich schäme mich jedoch nicht, wenn ich in der Öffentlichkeit gefüttert werde.

Meine Assistentin und ich können zur gleichen Zeit essen. Sie nützt meine Essenspause zwischen meinen einzelnen Bissen. Ich bin eine sehr langsame Esserin. Ich habe auch grosse Schwierigkeiten beim Schlucken. Meine Assistentin nützt dann meine Essenspausen zum selber essen. So kommen wir gut aneinander vorbei. Ich sage ihr auch genau was sie mir zu essen geben soll und wann Pause ist.

So sassen wir gemütlich beim Essen und vergassen die Zeit. Ich musste dann auch noch die Spitex verschieben. Es war ganz ein toller Abend und ich habe mich seit langem wieder einmal richtig wohl gefühlt, wie ein Mensch eben!