10.07.07

21. Kein Durchblick

Lang lang ist’s her seit dem letzten Blog.

Es ist zwar viel gelaufen, das heisst ich habe sehr viel gearbeitet und deshalb ist das Blogschreiben in den Hintergrund getreten. Ich hatte schlicht keine Kraft mehr auch mit Assistenz, Blogs zu schreiben. Aber nicht, dass man auf die Idee kommen könnte, ich hätte meine Assistentinnen nicht gebraucht. Ich habe sie einfach zur Unterstützung bei meiner Arbeit eingesetzt.

Ich finde überhaupt Arbeitsassistenz etwas sehr Schönes, kann ich doch mit meinen zunehmenden Behinderungen immer noch teilnehmen am Arbeitsprozess.

Das ist für mich ein ganz tolles Gefühl, da ich langsamer als eine Schnecke geworden bin. Dank Assistenz kann ich es ohne weiteres wieder mit Schnecken aufnehmen. Mehr noch, ich kann meine Arbeit in nützlicher Frist erledigen.

Nicht das jemand auf die Idee kommen könnte, dass ich meine Assistentinnen stressen könnte. Nein, sie arbeiten einfach in normalem Tempo und ich muss mich nicht mit einer blöden Computer Tastatur rumärgern oder „gschtabige“ Blätter mühsam in einen Drucker legen mit dem Resultat, dass sie dann rauskommen als hätte sie eine Kuh im Maul gehabt.

Im Moment läuft nichts besonderes in meinem Leben, ausser dass ich mich an meinem Computer etwas zu schaffen mache und neue Programme rauf- und runterlade und sie auch verstehen lernen muss. Dies fällt mir sehr schwer und am Liebsten würd’ ich das auch an meine Assistentinnen delegieren. Aber ich muss sagen, dass es in der hintersten Ecke meiner Seele doch noch ein bisschen Spass macht etwas Neues zu lernen. Wenn ich es dann nach Hundert Versuchen geschafft habe. Ich habe zwar ein schlechtes Gewissen meinen Assistentinnen gegenüber, dass sie einfach stundenlang neben mir sitzen müssen, aber das gehört auch zu ihrer Arbeit, denke ich. Vielleicht lernen sie ja auch noch etwas.

Letzthin war ich unterwegs, mit Assistenz natürlich, zum nächstgelegenen Einkaufszentrum. Und der kürzeste Weg dahin führt über eine Brücke. So machten wir uns also gutgelaunt auf den Weg. Schon nur deshalb weil es auf dieser Brücke noch nie geregnet hat, im Gegensatz zu einem früheren Blog über eine andere Brückenerfahrung.

Sie erraten was diesmal passierte. Es regnete ganz leicht und ganz kalt vom Himmel herab, was natürlich mein romantisches Verhältnis zu dieser Brücke empfindlich stört. Nichts desto Trotz gings weiter. Wir können uns das Wetter ja leider nicht aussuchen.

Fast am Ende der Brücke angekommen bot sich uns ein unerwartetes Bild: Überall Rauch, es hing ein undefinierbarer Geruch in der Luft, wenige Meter vor uns Massen von Leuten die ganz gedrängt, mitten auf der Strasse die Brücke hochkamen, eskortiert von der Polizei.

Vorerst erschreckte mich diese Szenerie gar nicht so. Ich sah immer noch Leute die Strasse überqueren genauso wie ich das im Sinn hatte. Je näher ich aber kam, umso mehr Angst bekam ich. Ringsherum knallte es, von einer Seite stieg Rauch auf und ich hatte das Gefühl, dass ich nächstens ein Geschoss aus der Luft abbekommen würde. Einen Moment lang zögerte ich noch und überlegte was ich machen sollte. Meine erste Überlegung war einfach Stehen, respektive Sitzen zu bleiben und zu warten bis die Menschenmenge an uns vorbei war. Aber der Rauch kam immer näher. So entschied ich mich dann schweren Herzens umzukehren. Ich dachte in diesem Moment auch an die Sicherheit meiner Assistentin. Und warum soll ich eine Verletzung von uns riskieren. Das einfachste wäre gewesen, einfach weiter oben die Strasse zu überqueren. Aber dank findiger Strassenplaner wurde mir dies architektonisch verwehrt.

So blieb mir schlussendlich nichts anderes übrig als umzukehren. Also rollten wir eben einen grossen Umweg zum Einkaufszentrum, aber dennoch zu meiner grossen Freude mit einer Abkürzung querfeldein. Und ich liebe Abkürzungen.

Oh Wunder, trotz diesem grossen Umweg hatte ich noch mehr als eine Stunde Zeit meinem Hobby nachzugehen.... nämlich Einkaufen.