11.05.09

Vom Chefin sein und anderen Kleinigkeiten

Ja, ja, ich weiss, ich habe schon lange nicht mehr geblogt. Entschuldigung dafür.

Es ist viel gelaufen diese lange Zeit hindurch.

Was immer da war, war meine persönliche Assistentin. Gott sei dank. Sie läuft neben mir, ein ruhiges Gewässer. Aber wer glaubt, ich denke nicht über persönliche Assistenz nach, der irrt.

Zum Beispiel dann, wenn es um unangenehme Termine geht, wie zum Beispiel Arztbesuche, Telefonate, Erkundigungen einholen. Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn meine Assistentin für mich zum Zahnarzt gehen würde. Einen Vorteil hätte das Ganze allerdings. Zum einen für meinen Zahnarzt und zum anderen für mich, für meine Assistentin jedoch weniger. Mein Zahnarzt müsste nicht die ganze Zeit vor mir stehen während der Behandlung sondern könnte sich, wie es „Normal“ ist, auf einen Stuhl setzten und ich andererseits hätte nicht tagelang vorher Angst vor diesem Termin. Damit ich nicht soviel zum Zahnarzt müsste, gäbe es ja vielleicht die Möglichkeit auch fürs Zähne putzen persönliche Assistenz in Anspruch zu nehmen. Das ist aber eine ganz andere Geschichte welche einen separaten Blog in Anspruch nehmen würde.

Nein ganz im Ernst, es gibt einfach Sachen welche man nicht an die PA delegieren kann.

Spätestens vor dem all monatlichen Termin mit der Erfahrungsgruppe Persönliche Assistenz mache ich mir Gedanken über das Chefin sein und spätestens am Ende dieses Nachmittags komme ich zum Schluss, dass ich keine gute Chefin bin und es die Anderen viel besser im Griff haben als ich.

Ich habe mir ein paar Managerbücher gekauft in der Hoffnung, dass ich besser werde und man sagt ja so schön: Lesen bildet. Also dachte ich mir: nur mutig drauf los lesen. Eigentlich hasse ich lesen. Sicherlich ist zum Teil meine Sehbehinderung daran schuld, aber zum Anderen habe ich auch gar keine Geduld. Es sei denn, es geht runter wie ein Stück Schokolade und ich fühle einen wohlig süssen Nachgeschmack.

Nun zurück zum Managerbuch: gut gelaunt schlage ich dieses Ding auf, die Schrift ist recht gross, also ist es ein leichter Anfang und ich lese und lese und am unteren Ende der Seite ist mir ganz schlecht. „Was, so soll das funktionieren?“ Nein Dankeschön, das passt mir hinten und vorne nicht, also wieder weg damit. Ich finde lieber meinen ganz eigenen Stil, vielleicht schaue ich später mal wieder rein... wer weiss.

Bald sind Sommerferien, an sich etwas Erfreuliches, für mich allerdings weniger. Ich arbeite lieber. Während der Ferienzeit könnte ich immer ganz viel Assistenz gebrauchen. So muss ich mir langsam überlegen, wie ich meine diesjährigen Sommerferien organisieren will. Es liegt mir nicht so sehr, neue Assistenz anzustellen. Ich bin ein scheuer Mensch. Wenn überhaupt etwas in dieser Richtung passieren wird, dann in letzter Minute, so nach dem Motto: Kommt Zeit, kommt Rat…

12.02.08

23. Zum Geschäftstermin mit Assistenz

Zuerst einmal ein paar Vorbemerkungen zu diesem Blog. Nicht nur Menschen mit Behinderung haben heutzutage persönliche Assistenz. An verschiedenen Sitzungen an denen ich teilnehme haben wichtige Leute ihre persönliche Assistentin dabei. Früher nannte man diese Frauen Sekretärinnen, heute heissen sie persönliche Assistentinnen.

Demnach sollte es in den Köpfen der Menschen sein was eine persönliche Assistentin ist. Aber persönliche Assistenz ist nicht gleich persönliche Assistenz. Davon handelt der nachfolgende Blog.
An meinem Arbeitsplatz bin ich unter anderem für die Buchhaltung verantwortlich. Vor ein paar Wochen nun, war es wieder mal Zeit diese revidieren zu lassen. So verabredete ich mich mit unserem Revisor am Flughafen. Nicht, dass jetzt jemand auf die Idee kommen könnte nach der Übergabe würde ich gerade auf die Bahamas oder so entfliehen, weil ich mir vorher etwas zur Seite gelegt hätte. Und überhaupt für die Bahamas hätte es sowieso nicht reichen können, bestenfalls für Korsika mit Übernachtung in einem Touristenlager.
Wir trafen uns einfach in der Mitte zwischen seinem und meinem Büro. Da ich nachher sowieso den Flughafen ein wenig geniessen wollte ging ich mit meiner Assistentin dorthin. Der Revisor stellte mir verschiedene Fragen und während ich sie beantwortete bemerkte ich wie er hin und wieder meine Assistentin ungläubig ansah. Sein Blick schien meine Assistentin zu fragen: „Kann man ihr trauen?“, oder „stimmt, was sie sagt?“. Mich störte das sehr. Da kamen mir meine Geschwister in den Sinn und wie das war, wenn sie mit mir unterwegs waren. Wenn wir dann in einen Laden gingen und die Verkäuferin jeweils meine Geschwister ansprach mit den Fragen: „Was will er denn?“, oder „welche Farbe mag er denn?“. Komischerweise wurde ich zu dieser Zeit immer als Mann angesehen. Das alles ging mir so auf die Nerven erstens, dass ich als Mann angesehen und zweitens, dass ich nicht direkt angesprochen wurde, dass ich dann beschloss alleine einkaufen zu gehen. So waren die Verkäuferinnen gezwungen mich direkt anzusprechen.
In meinem heutigen Lieblingsladen werde ich angesprochen ob meine Kollegin nicht dabei sei. Da versuche ich jeweils zu erklären, dass sie meine persönliche Assistentin ist und von mir persönlich angestellt worden ist. Dies gelingt mir jedoch nicht. Ich frage mich dann warum das so ist. Wahrscheinlich liegt es an den Vorstellungen der Leute. In ihren Augen kann es gar nicht sein, dass eine behinderte Frau sich selbst jemanden sucht und anstellt, damit ein Geschäft eröffnet und zur Arbeitgeberin wird. „Kollegin“ klingt eben netter und überhaupt habe ich das Gefühl, dass meine Assistentin als netter empfunden wird als ich.
Ich habe mir schon viele Gedanken zu diesem Thema gemacht und ich kann es nicht so handhaben wie früher mit meinen Geschwistern. Ich denke meine Assistentin wird mich weiterhin begleiten und ich werde meine Ohren zumachen und nicht mehr erklären wie unser Verhältnis zueinander ist. Irgendwann in zehn, zwanzig Jahren werden die Menschen vielleicht begriffen haben was und wofür persönliche Assistenz bei Menschen mit Behinderung ist.

29.11.07

22. Wer’s glaubt wird selig

Eines meiner früheren Hobbys war das Theaterspielen. In einer meiner Rollen kam der Satz vor: „Wer’s glaubt wird selig„. An diesen Satz muss ich sehr oft denken, wenn ich mit meinen Assistentinnen zusammenarbeite. Ich bin ein Mensch der sehr viel verlegt, man nennt das auch eine „Chaotin“. Ich kann mit wenigen Sachen die grösste Unordnung produzieren und mich dann furchtbar darüber aufregen. Umgekehrt rege ich mich darüber auf wenn einmal ausnahmsweise Ordnung herrscht und ich deshalb nichts mehr finde. Ich fühl mich dann wie ein Fisch ohne Wasser, gelähmt im wahrsten Sinne des Wortes. Das Gegenmittel heisst dann: Unordnung wieder herstellen. Nun – ich habe eine sehr ordentliche Assistentin, welche meine Unordnung sicherlich manchmal sehr nervt. Ihre Aufgabe ist es dann etwas Verlegtes wieder zu finden. Zu einem Happy – End kommt es, wenn sie es findet. Schwieriger wird es erst wenn die Suche erfolglos ist. Dann bin ich am verzweifeln einerseits, wegen meines Unvermögens Ordnung zu halten, andererseits, weil ich nicht weiss was ich jetzt machen soll.

Ich reagiere meistens damit, dass ich dann nochmals meine Assistentin mit dem gleichen beauftrage weil ich mir denke, dass jeder Mensch einmal etwas übersehen kann. Dabei habe ich aber ein schlechtes Gewissen. Ich denke, dass dies für meine Assistentin auch ein Signal sein könnte, dass ich das Gefühl hätte sie mache ihre Arbeit nicht richtig. Es ist sicher unangenehm für sie die gleiche Arbeit nochmals zu machen. In einer solchen Situation wünsche ich mir oft, es selbst machen zu können. Ich habe auch oft ein schlechtes Gewissen wenn ich nachfrage ob sie dies oder jenes gemacht hätte. Da komme ich mir manchmal vor wie eine Polizistin, aber vielleicht gehört dies einfach zum Chefin sein dazu. Ich studiere oft darüber nach wie ich dieses Problem auf eine für beide Seiten angenehmere Weise lösen könnte. Bis jetzt habe ich noch keine Lösung gefunden und ich denke es gibt in jedem Job Dinge die man ungern macht. Es ist mir ein Anliegen, dass sich meine Assistentinnen bei der Arbeit wohlfühlen. Dennoch gibt es aber Dinge die unangenehm sind und es bereitet mir oftmals Mühe diese in Auftrag zu geben.
In Bezug auf mein Chaos wäre die Lösung aber denkbar einfach: Gründlich aufräumen!! Da wäre ich wohl jahrelang damit beschäftigt und dafür ist mir meine Assistenzzeit auch zu schade!

10.07.07

21. Kein Durchblick

Lang lang ist’s her seit dem letzten Blog.

Es ist zwar viel gelaufen, das heisst ich habe sehr viel gearbeitet und deshalb ist das Blogschreiben in den Hintergrund getreten. Ich hatte schlicht keine Kraft mehr auch mit Assistenz, Blogs zu schreiben. Aber nicht, dass man auf die Idee kommen könnte, ich hätte meine Assistentinnen nicht gebraucht. Ich habe sie einfach zur Unterstützung bei meiner Arbeit eingesetzt.

Ich finde überhaupt Arbeitsassistenz etwas sehr Schönes, kann ich doch mit meinen zunehmenden Behinderungen immer noch teilnehmen am Arbeitsprozess.

Das ist für mich ein ganz tolles Gefühl, da ich langsamer als eine Schnecke geworden bin. Dank Assistenz kann ich es ohne weiteres wieder mit Schnecken aufnehmen. Mehr noch, ich kann meine Arbeit in nützlicher Frist erledigen.

Nicht das jemand auf die Idee kommen könnte, dass ich meine Assistentinnen stressen könnte. Nein, sie arbeiten einfach in normalem Tempo und ich muss mich nicht mit einer blöden Computer Tastatur rumärgern oder „gschtabige“ Blätter mühsam in einen Drucker legen mit dem Resultat, dass sie dann rauskommen als hätte sie eine Kuh im Maul gehabt.

Im Moment läuft nichts besonderes in meinem Leben, ausser dass ich mich an meinem Computer etwas zu schaffen mache und neue Programme rauf- und runterlade und sie auch verstehen lernen muss. Dies fällt mir sehr schwer und am Liebsten würd’ ich das auch an meine Assistentinnen delegieren. Aber ich muss sagen, dass es in der hintersten Ecke meiner Seele doch noch ein bisschen Spass macht etwas Neues zu lernen. Wenn ich es dann nach Hundert Versuchen geschafft habe. Ich habe zwar ein schlechtes Gewissen meinen Assistentinnen gegenüber, dass sie einfach stundenlang neben mir sitzen müssen, aber das gehört auch zu ihrer Arbeit, denke ich. Vielleicht lernen sie ja auch noch etwas.

Letzthin war ich unterwegs, mit Assistenz natürlich, zum nächstgelegenen Einkaufszentrum. Und der kürzeste Weg dahin führt über eine Brücke. So machten wir uns also gutgelaunt auf den Weg. Schon nur deshalb weil es auf dieser Brücke noch nie geregnet hat, im Gegensatz zu einem früheren Blog über eine andere Brückenerfahrung.

Sie erraten was diesmal passierte. Es regnete ganz leicht und ganz kalt vom Himmel herab, was natürlich mein romantisches Verhältnis zu dieser Brücke empfindlich stört. Nichts desto Trotz gings weiter. Wir können uns das Wetter ja leider nicht aussuchen.

Fast am Ende der Brücke angekommen bot sich uns ein unerwartetes Bild: Überall Rauch, es hing ein undefinierbarer Geruch in der Luft, wenige Meter vor uns Massen von Leuten die ganz gedrängt, mitten auf der Strasse die Brücke hochkamen, eskortiert von der Polizei.

Vorerst erschreckte mich diese Szenerie gar nicht so. Ich sah immer noch Leute die Strasse überqueren genauso wie ich das im Sinn hatte. Je näher ich aber kam, umso mehr Angst bekam ich. Ringsherum knallte es, von einer Seite stieg Rauch auf und ich hatte das Gefühl, dass ich nächstens ein Geschoss aus der Luft abbekommen würde. Einen Moment lang zögerte ich noch und überlegte was ich machen sollte. Meine erste Überlegung war einfach Stehen, respektive Sitzen zu bleiben und zu warten bis die Menschenmenge an uns vorbei war. Aber der Rauch kam immer näher. So entschied ich mich dann schweren Herzens umzukehren. Ich dachte in diesem Moment auch an die Sicherheit meiner Assistentin. Und warum soll ich eine Verletzung von uns riskieren. Das einfachste wäre gewesen, einfach weiter oben die Strasse zu überqueren. Aber dank findiger Strassenplaner wurde mir dies architektonisch verwehrt.

So blieb mir schlussendlich nichts anderes übrig als umzukehren. Also rollten wir eben einen grossen Umweg zum Einkaufszentrum, aber dennoch zu meiner grossen Freude mit einer Abkürzung querfeldein. Und ich liebe Abkürzungen.

Oh Wunder, trotz diesem grossen Umweg hatte ich noch mehr als eine Stunde Zeit meinem Hobby nachzugehen.... nämlich Einkaufen.



11.11.06

20. Kreativität dank Assistenz

Momentan geht mir viel im Kopf rum. Ich denke nach und habe viel Arbeit. Am liebsten würde ich verreisen, natürlich mit ASSISTENZ, und nichts tun. Es geht nicht, besser gesagt ich erlaube es mir nicht. Dennoch nehme ich mir Stunden, in denen ich nichts Gescheites tue. Ich liebe es zum „lädeln“ zu gehen. Gestern war ich wieder einmal unterwegs, Ich wollte mich über das Sortiment von Weihnachtsschmuck informieren. Am liebsten habe ich Weihnachtskugeln, aber nur blaue; dunkelblaue. So fuhr ich gut gelaunt ins erste Geschäft. Da gab es schon blaue, aber nicht nach meinem Geschmack. Macht ja nichts dachte ich mir, auf in den nächsten Laden. So ging es noch 3 Mal. Meine Laune wurde immer schlechter. Wo bleibt denn hier die Selbstbestimmung der Konsumenten, für mich kommt es gar nicht in Frage dass ich mir die Farbe meiner Weihnachtskugeln, sprich Christbaumkugeln diktieren lasse. Aber was jetzt? So entschied ich mich silberne zu kaufen und einen blauen Lack dazu. Am gleichen Abend noch, schickte ich meine Assistentin nach draussen um die Weihnachtskugeln umzusprühen. Ich finde sie hat einen sehr guten Job gemacht. Die Kugeln hängen jetzt übrigens in meinem Bad und warten auf den zweiten Schritt der Verarbeitung. Sie werden nochmals besprüht, mit etwas Glimmer oder mit Sternen beklebt.

Ich freue mich darüber sehr, dass ich dem „Diktat“ der Anbieter ein Schnippchen geschlagen habe. Und wieder einmal meine Selbstbestimmung dank Assistenz, in vollen Zügen ausgelebt habe.

12.09.06

19. Der „grosse“ Unterschied

Ich mache mir oft Gedanken über die verschiedenen Arten von Dienstleistungen welche an behinderten Menschen erbracht werden. Besonders der Unterschied zwischen Spitex und Persönlicher Assistenz.

Ich beziehe beide Arten von Dienstleistungen täglich. Am Morgen „ geniesse“ ich die Spitexleistung danach folgt nahtlos die Dienstleistung der persönlichen Assistenz. Bei der persönlichen Assistenz kann ich mich jeweils von der Spitex erholen. Nämlich bei der persönlichen Assistenz bin ich die Chefin, denn ich habe diese ausgesucht. Zum Beispiel werde ich nie begrüsst werden mit: „ Guten Tag Frau Sowieso, heute bin ich für Sie zuständig.“ Diesen Satz sprach heute meine neue Spitex-Schwester, als sie zur Tür herein kam. Nehme man diesen Satz ernst könnte das heissen, dass sie alle meine Sorgen, Gefühle und Gedanken von mir nehmen würde und ich mir keine Gedanken machen müsste über den Ablauf meines Tages. Mehr noch, dass sie mir genau sagt was ich fordern darf und was nicht, kurzum wie ich zu sein hätte. Im ersten Moment fand ich ihren Satz sehr amüsant, aber im zweiten fand ich ihn ziemlich daneben. Ich fragte sie dann ob sie im Spital arbeiten würde, was sie bejahte.

Ganz anders meine persönliche Assistentin. Sie kommt rein und sagt: „ Guten Tag Frau Sowieso, was haben sie heute geplant für mich?“ Meistens habe ich schon einen Arbeitsplan in meinem Kopf und wenn nicht, lass ich sie zuerst mal sich hinsetzen. Ich kann meiner persönlichen Assistentin zum Beispiel auftragen mich an etwas zu erinnern, ohne dass ich das Gefühl habe die Zügel aus der Hand zu geben.

Ganz anders bei der Spitex .Wenn ich ihr so etwas auftrage, habe ich nachher das Gefühl die Zügel aus der Hand zu geben. Ein Beispiel: Ich werde von ihr im Bett angezogen und ich trage Windeln. Bevor ich aufstehe und ihr nicht sage, dass ich die Windeln erst nach dem Toilettengang anziehen will, holt sie selbstverständlich gleich Windeln und zieht sie mir schon im Liegen an. Das passt mir überhaupt nicht. Ich finde es nämlich sehr schmerzhaft und unangenehm im Liegen windeln anziehen zu müssen um diese dann gleich wieder, 5 min später, auszuziehen. Genau das passierte mir heute Morgen wieder einmal. Auch muss ich bei der Spitex vorsichtig sein wenn ich Kritik übe. Denn in den Augen der Spitex verstosse ich oft gegen Regeln ihres Berufstandes. Um ein anderes Beispiel zu nehmen: „Man trinkt keinen Kaffee auf der Toilette“. Mein letztes verzweifeltes Argument ist dann, dass wir hier nicht in einem Spital seien sondern in meinem Privathaushalt und dass hier andere Regeln gelten.

Damit ist nicht gesagt, dass meine Assistentinnen nie Sachen machen welche ich nicht mag, aber sie sind dann nicht eingeschnappt oder fühlen sich gar in ihrer Berufsehre gekränkt.

Der Unterschied ist auch: wenn etwas gröberes mit meiner Assistentin ist, das heisst ich auf 180 bin, verschiebe ich die Aussprache um ein oder mehrere Tage.

Verschieben kann ich aber bei der Spitex nicht, denn am nächsten Tag kommt schon eine Andere.

05.09.06

18. Meine „Firma“ ist komplett

Seit 1.August 2006 ist meine „Firma“ komplett. Das heisst: Ich habe meine Assistenzbudget aufgebraucht. In Zahlen heisst das, drei Assistentinnen zu ca. 30, 10 und 100% arbeiten für mich. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal Arbeitsplätze anbieten kann. Es ist ein gutes Gefühl, aber auch eine Verantwortung welche ich aber gerne übernehme da sie mir auch etwas zurückgibt. Nämlich ein Selbstbestimmteres Leben und ein freieres noch dazu.

Eigentlich, wenn man es genau nimmt ist ein langersehnter Traum von mir in Erfüllung gegangen. Ich wollte schon immer meine „eigene Firma“ haben. Ich wollte damit zwar Geld verdienen und reich werden. Mit der jetzigen „Firma“ kann ich zwar kein Geld verdienen, aber andere können damit einen Teil ihres Lebensunterhaltes verdienen. Was mich an meiner „Firma“ auch noch freut ist, dass ich mithelfe einen neuen Berufsstand zu kreieren.

Sogar meine Assistentinnen bezeichnen sich als Persönliche Assistentinnen wenn sie ihren Beruf beschreiben. Das wird zwar meistens nicht verstanden und sie werden dann zu Hausangestellten. Aber ich denke das braucht eben noch seine Zeit.

Wenn persönliche Assistenz als Beruf anerkannt würde, gäbe es wieder viele Vorschriften und Reglemente, vielleicht eine Ausbildung mit abschliessender Prüfung und viele Leute hätten ihre Hände im Spiel. Aber das ist gerade eben nicht die „Sache des Erfinders“. Ich meine natürlich damit: Persönliche Assistenz, denn jede oder jeder ChefIn, bildet seine Assistentin nach seinen Bedürfnissen aus. Nichts desto trotz, wäre es doch schön wenn persönliche Assistenz als eigenständiger Beruf bezeichnet würde und zwar ohne Reglemente, weil es sonst der Sache nicht dienlich wäre. Die Anerkennung als Beruf: Persönliche Assistenz würde wahrscheinlich dem/ der ArbeitnehmerIn gut tun.

Nochmals zurück zu meiner „Firma“: Früher habe ich immer darüber nachgedacht wie meine „Firma“ denn aussehen müsste. Welches Klima denn da herrschen müsste damit sich meine Angestellten wohlfühlten. Vielleicht würde ich ein Fest organisieren wo sich alle untereinander kennen lernen könnten. So dachte ich früher.

Jetzt mit Erfahrung als Chefin denke ich, dass sich vielleicht die Leute untereinander nicht wohlfühlen würden oder sich vielleicht gar nicht kennen lernen wollen. Ich habe ja die Leute für mich persönlich, nach meinen Bedürfnissen und zum Teil auch nach Arbeitsgebieten ausgesucht und nicht danach, ob sie sich untereinander verstehen oder sogar mögen müssen. Damit will ich sagen, dass persönliche Assistenz eigentlich ein Einzelarbeitsplatz ist. Das heisst auch, dass ich als Chefin zu meinen jeweiligen Assistenten eine individuelle und persönliche Beziehung entwickle, geht es doch bei der persönlichen Assistenz um sehr viel Intimes. Man ist ganz nahe beim Menschen. Es ist mir klar, dass andere Leute ihre persönliche Assistenz haben, aber sie ist nicht zu vergleichen mit einer persönlichen Assistentin eines CEO’S.

An dieser Stelle möchte ich meiner Assistentin die gerade krank ist, Gute Besserung wünschen und ich freue mich sehr wenn sie bald wieder kommt.