06.12.05

7. Geburtstag feiern mit Assistenz

Schon lange habe ich mir gewünscht wieder einmal feierlich essen zu gehen. So richtete ich es mir an meinem Geburtstag so ein, dass ich mit meiner Assistentin in den Ausgang ging. Natürlich fing dies lange vorher an. Nämlich mit der Bitte an meine Assistentin dass sie sich festlich anziehen soll für diesen Abend . Ich frage sie auch ob sie mich schminken könne. Kein Problem meinte sie.

Am Rande sei erwähnt, dass ich mich nicht so wohl fühle mit meinem immer behinderter werdenden Körper. Aber ich habe einen Trick um mich besser zu fühlen indem mich schön anziehe und manchmal schminke. Dies hilft auch meinem Selbstbewusstsein auf die „Beine“.

Wenig später machten wir uns auf den langen Weg zum Restaurant. Meine arme Assistentin lief etwa ¾ Stunden neben meinem Elektrorollstuhl her. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie das mitmacht. Ich finde das nicht selbstverständllich. Sie hilft mir Transportkosten zu sparen. Zudem ist es lustiger, zu zweit irgendwo hinzugehen, als alleine. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt und ärgern uns gemeinsam, wenn ich irgendwo mit meinem Elektrorollstuhl nicht durchkomme, weil irgendein blöder Automoblist sein „Göpel“ auf dem Trottoir parkiert und ich einen Umweg fahren, oder gar das Trottoir verlassen muss.

Eigentlich wollte ich zuerst in die Bar gehen. Aber ich hatte keinen Platz mehr. So tranken wir unseren Apéro eben am Tisch im Restaurant. So bestellten wir zwei Mal das gleiche Fleisch und verschiedene Beilagen, zubereitet genau nach unseren individuellen Wünschen.

Wenn ich mit meiner Assistentin essen gehe, bin ich ganz erleichtert, denn sie füttert mich. So habe ich für andere Dinge Zeit. Wie zum Beispiel: mich im Restaurant umzusehen, Leute heimlich beobachten mit meiner Assistentin reden. Nur eines muss ich nicht „selber essen“.

Bevor ich eine Assistentin hatte, ging ich nur noch selten in ein Restaurant essen. Ich schäme mich sehr in der Öffentlichkeit zu essen, es sieht so „gruusig“ aus. Ich schäme mich jedoch nicht, wenn ich in der Öffentlichkeit gefüttert werde.

Meine Assistentin und ich können zur gleichen Zeit essen. Sie nützt meine Essenspause zwischen meinen einzelnen Bissen. Ich bin eine sehr langsame Esserin. Ich habe auch grosse Schwierigkeiten beim Schlucken. Meine Assistentin nützt dann meine Essenspausen zum selber essen. So kommen wir gut aneinander vorbei. Ich sage ihr auch genau was sie mir zu essen geben soll und wann Pause ist.

So sassen wir gemütlich beim Essen und vergassen die Zeit. Ich musste dann auch noch die Spitex verschieben. Es war ganz ein toller Abend und ich habe mich seit langem wieder einmal richtig wohl gefühlt, wie ein Mensch eben!

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