So ging es mir mit verschiedenen Sachen, welche mir die Selbständigkeit ermöglichten. Ich war sehr stolz auf meine Selbständigkeit.
Mit 26 Jahren zog ich in meine erste, eigene Wohnung und konnte darin meine Selbständigkeit so richtig ausleben. Ich war mein eigener Herr und Meister.
Vor etwa 10 Jahren, von einem Tag auf den anderen, schien es mir dass meine Selbständigkeit entgleiten würde. Ich bekam eine zweite Lähmung, welche einen sofortigen Wohnungswechsel in eine rollstuhlgängige Wohnung, (inkl. Rollstuhlgängiges Badezimmer, welches ich vorher nicht hatte) nötig machte.
Ich erinnere mich noch genau, als mein Pflegebett in die neue Wohnung geliefert wurde. Denn das war eine der Bedingungen welche mir die Spitex auferlegt hatte, damit sie meine Pflege morgens übernehmen würden. Aber es sollte noch schlimmer kommen, aus damaliger Sicht gesehen.
Heute lebe ich mit 3,5 Std. Spitex am Tag, die mir ermöglicht aufzustehen und ins Bett zu gehen. Dies ist das absolute Minimum, welches mir erlaubt trotz zunehmender Behinderung in meiner eigenen Wohnung weiterzuleben ohne in ein Heim zu müssen. Was für mich bedeuten würde, mein jetziges Leben aufgeben zu müssen.
Viel wichtiger für mich ist meine persönliche Assistentin, welche mich durch mein Leben begleitet und die ausgefallenen Funktionen und Tätigkeiten meines Körpers, übernimmt.
Wie kam ich nun zu dieser persönlichen Assistenz: Natürlich habe ich mich während meiner Arbeit schon damit befasst, wo ich noch nicht im Traum daran gedacht habe, dass ich einmal selbst, persönliche Assistenz brauchen würde. Ich dachte zu dieser Zeit, dass sei etwas für andere Behinderte, aber sicher nicht für mich. Der Stolz meiner Selbständigkeit war immer noch in mir drin, obwohl man nicht mehr von Selbständigkeit sprechen konnte, so wie ich sie vorher kannte. Alles schien dramatisch und ausweglos. Ich stand vor dem Nichts und wollte es für lange Zeit nicht wahr haben, dass mir zum Beispiel alles aus den Händen fällt. Ich habe lange mit dieser Situation gelebt, bis mein Leben unerträglich wurde. Zur gleichen Zeit schien sich aber bei der Arbeit eine Möglichkeit aufzutun, nämlich die dritte Ergänzungsleistung (für Pflege und Betreuung). Ich dachte, diese Ergänzungsleistung könnte auch eine Möglichkeit für mich sein, meine persönliche Lebenssituation zu verbessern. Schlimmer konnte es ja nicht werden. Eines war auch ganz klar für mich. Es sollte möglichst keinen Mehraufwand an Arbeit für mich bedeuten weil, davon hatte ich schon mehr als genug und ich bin auch nicht der Typ Mensch, der auf der Strasse oder sonst wo Leute ansprechen würde wegen einem Assistentenjob bei mir. So kam ich dann auf die Idee ein Inserat im Internet aufzugeben.
Und es dürfte dann auch nichts kosten, das war meine Vorgabe. Denn ich wollte kein eigenes Geld in meine Assistenz stecken. Dies nahm ich mir damals vor.
Ich habe dann einen Platz gefunden für mein Gratisinserat (www.gratis-inserate.ch).
Dennoch machte ich mir keine grossen Hoffnungen, dass ich eine Antwort bekommen würde. Es haben sich aber zwei Leute gemeldet, eine Frau per e-Mail und eine Frau per Telefon. Die Frau per e-Mail konnte ich leider nicht erreichen, mit der Frau am Telefon machte ich innerhalb der folgenden halben Stunde einen Termin ab.
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